„Tag 243 im Orbit: Meine Maschinen schmerzen … Die Nächte sind so kalt!“. Das sind die ersten Worte in der Introsequenz zur Demo von „Gory: Cuddly Carnage“, geäußert von der depressiven Board-KI Ch1-P. Als weiterer Charakter wird F.R.A.N.K. vorgestellt, das sprechende, überenthusiastische Hoverboard, mit wenig Scheu vor Schimpfwörtern und Vulgärem. Zuletzt wird der Hauptcharakter und Namensgeber des Spiels vorgestellt: Gory „The Purr-fect Pet“. Spätestens jetzt wird das Setting deutlich, denn „Gory: Cuddly Carnage“ ist eine Spielidee, die sich keineswegs zu ernst nimmt, sondern - wie der Name schon andeutet - eine Mixtur aus Brutalität mit absurder Komik ist.
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Die Spielerin begleitet Gory und seine Kumpanen in einer actiongeladenen Zwischensequenz hinunter auf den Planeten, wo zum ersten Mal erkennbar wird, in welchem Zustand sich die Welt befindet. Unten angelangt, wartet eine postapokalyptische, dunkle und verlassene Stadt, gepflastert von bunten Graffitis und Anzeigetafeln. Überall verstreut liegen rosarote Herzballons herum und heruntergekommene, abgestellte Fahrzeuge, die eine starke Ähnlichkeit zum Tesla Cybertruck aufweisen, komplettieren die Szenerie. Diese Trucks sind allerdings nicht nur Dekoration, sondern repräsentieren eine wichtige, spielmechanische Rechtfertigung, auf die später noch einzugehen ist.
Im späteren Verlauf werden weitere Gegnerklassen präsentiert. Das Slicy-Corn ist eine größere und stärkere Variante zum Ugly-Corn. Die Spielerin muss nun die eben neu gelernten Boost-Angriffe verwenden, um erheblichen Schaden zu machen, gleichzeitig aber das Umfeld nicht aus den Augen verlieren und im richtigen Moment ausweichen, da die Slicy-Corns auf die Spielerin zu springen und mit ihren langen Sensenarmen, die an die Slasher aus „Dead Space“ (Visceral Games, 2008) erinnern, deutlichen Schaden anrichten. Zu guter Letzt - zumindest wie bisher in der Demo ersichtlich - wird das Shooty-Corn eingeführt. Der Name ist selbsterklärend und um sich davor gut zu schützen, wird der Spielerin ein Schutzschild zur Verfügung gestellt, wovon die Schüsse abprallen und sich damit die Shooty-Corns mit ihrer eigenen Munition ausschalten lassen.
Mechanisch fokussiert sich „Gory: Cuddly Carnage“ auf schnell ablaufende Kämpfe mit dreidimensionalen Jump ‘n’ Run Hindernissen, die es mit etwas Geschick zu überwinden gilt. Zumindest, was bisher in der Demo zu sehen ist, sind diese maximal nebensächlich, weil sie nicht allzu schwer sind und wahrscheinlich als abwechslungsreiches Durchqueren der Level ihre Daseinsberechtigung haben sollen. Das Highlight ist das Kampfsystem mit Kombo-Möglichkeiten und einer abschließenden Kombo-Bewertung nach jedem Gefecht. Ebenso muss die Spielerin ihre Lebens- und Brennstoffanzeige im Auge behalten, denn in all dem effektvollen Gemetzelgewitter mit fliegenden Einhorngedärmen, -blut und -köpfen ist es ein Leichtes, den Überblick zu verlieren. Die Ressource „Brennstoff“ wird für den Boost und stärkere Attacken verwendet. An dieser Stelle kommen die bereits erwähnten, herumstehenden Fahrzeuge wieder ins Spiel, denn zerstört die Spielerin diese, lassen sie Brennstoff fallen.
Zum Ende der Demo und nach erfolgreichem Bosskampf wird die Spielerin in die ersten Schritte des Upgrade-Systems eingeführt. Hier kann sie ihre neu erlernten Attacken- und Bewegungs-Module verbessern und dadurch wiederum neue Fähigkeiten freischalten. Die Upgrades sind simpel gehalten, bedienen aber alle drei Charaktere, wie auch übergreifende Verbesserungen der Basiswerte.
Insgesamt bietet „Gory: Cuddly Carnage“ ein actiongeladenes Gorefest mit Humor und einer Welt, die zugleich düster und bunt ist. Diese zwei Säulen, derb und quietschig, ziehen sich durch das gesamte Setting von Worldbuilding, über Level- und Sounddesign, bis zu den Dialogen hindurch und schaffen so eine bizarre, leichte Kost, die vor allem erwachsenen Spielerinnen zusagen soll. Dieser Kontrast gelingt dem Spiel, allerdings ist anzumerken, dass der Humor nicht allen zusagen wird, da er stellenweise recht platt beziehungsweise generisch ist; Geschmackssache also. Das Leveldesign ist noch nicht vollends ausgereift. Die Level fühlen sich ohne Kämpfe leer und etwas verlassen an. Diese ziehen Gory wie Kaugummi durch das jeweilige Level von Kampf zu Kampf. Es gibt nicht viel zu erkunden. Als Spielerin wartet man dadurch auf die nächsten Gegner und muss aufpassen, nicht aus der Immersion zu fliegen.
Was Spaß macht und der sogenannte „Unique Selling Point“ (USP) des Spiels sein wird, ist das Kampfsystem. Mit den schnellen Angriffen und der Geschwindigkeit von F.R.A.N.K. braust Gory durch die Arenen, hüpft durch die Lüfte, um gleich darauf eine Slam-Attacke zu vollziehen, oder grinded auf Regenbogen Geländerstangen durch den Level mit aktiviertem Schild, um im nächsten Moment die Shooty-Corns während dem grinden zu zerhacken. Hier wird eine deutliche, jedoch nicht zu herausfordernde Lernkurve sichtbar. Hat die Spielerin den Dreh heraus, so wird sie sich mit Gory auf F.R.A.N.K. durch Gegnermassen schneiden, wobei ein sehr befriedigendes Gefühl von Schnelligkeit, wuchtigem Einschlag und Geschick aufkommt. Die zum Videospiel zugehörige Demo ist bereits auf Steam zum Anspielen verfügbar. Die Vollversion soll 2024 erscheinen. Wer gerne schnetzelt und dabei noch etwas zu kichern haben möchte, kann das Spiel im Auge behalten. Ist man zusätzlich Katzenliebhaber, dann gibt es an dem Videospiel eh wenig zu kritisieren, oder?