Minicology Ein komplexes Spiel im knuddeligen Gewand

Demian Bassé7 Minuten Lesezeit

Übersicht
Iceberg Interactive, 2023

„Mach dich bereit für ein großes Abenteuer in diesem Survival-Sandbox-Spiel - in einem Miniuniversum von winzigen Planeten! Baue und verteidige Maschinen, entwerfe Fabriken, kämpfe gegen Bosse und errichte ein Mini-Imperium in der Miniwelt!“. Selbstverständlich ist der Titel des Spiels „Minicology“. Die versuchte, pointierte Beschreibung wird zwangsweise zu einer oberflächlichen, denn „Minicology“ ist kein herkömmliches, der etablierten Formel eines Sandbox-Spiels entsprechendes Videospiel. Welt erkunden, währenddessen Ressourcen sammeln, daraus wiederum Ausrüstung herstellen und Unterkünfte erbauen sowie nebenher einfach gestrickte Survival-Spielmechaniken zu beherrschen, ist nicht „Minicology“ in Gänze. Ja, all diese Elemente sind im Spiel zu finden, gar zuhause, bilden jedoch die Basis für ein bereits in der Demo vorhandenes, solides und womöglich weitreichendes Automationsspiel.

Minicology - Gamescom Trailer
Iceberg Interactive, 2023, YouTube, 2023

Das Spiel wird von Isaac Denner entwickelt. Unterstützt wird er von Publisher „Iceberg Interactive“, der die Veröffentlichung von „Minicology“ sicherstellt. Ab 2024 soll Denners Werk kaufbar sein. Bis vor kurzem gab es auf Steam eine Demo zu spielen. Über den offiziellen Discord-Server konnten sich Spieler für die „Closed Beta“ anmelden. Die Versionen des Spiels zwischen der Demo und der „Closed Beta“ sollten sich im Stand der Entwicklung unterscheiden. Und weil die Demo und nicht die „Closed Beta“ Version von „Minicology“ ausprobiert wurde, werden daher Beobachtungen bezüglich des Spielflusses, Mechaniken und Bugs, die bereits in der „Closed Beta” geändert oder behoben worden sind, nicht angesprochen.

Unabhängig verschiedener Ungereimtheiten in technischer wie spieldynamischer Sicht lässt sich die Frage beantworten, in welchem Bereich „Minicology“ einzuordnen ist: Auch wenn das äußerliche Erscheinungsbild von Spielen wie „Terraria“ (Re-Logic, 2011) und „Starbound“ (Chucklefish, 2016) seine Inspiration zieht, ist „Minicology“ in seiner Kernspielmechanik eher an Spielen wie „Satisfactory“ (Coffee Stain Studios, 2020) und dem jungen, weniger bekannten „Techtonica“ (Fire Hose Games, 2023) zu orientieren. Der Unterschied ist jedoch, dass der Hauptfokus nicht auf das Erbauen endloser Produktionsketten mit ausgeklügelten Min-Maxing Mechaniken liegt, wie es ein „Factorio“ (Wube Software LTD, 2020) bis ins Unermessliche treibt; Geschweige all den Modifikationen, die das Grundspiel auf das nächste Level an Komplexität heben, sondern eher einen soliden Mittelweg zwischen gemütlichem Spielen und fordernden Automationen verschiedener Apparati einschlägt.

Zu Beginn des Spiels wird der Spieler in eine zufallsgenerierte Welt geworfen. Schiffbrüchig auf einem unbekannten Miniplaneten ist man dort erst einmal gestrandet, die Hilfe ist nicht fern. Der Propeller betriebene Minibot führt den Spieler in die Grundmechaniken des Spiels ein, dient somit als Tutorial und ist ebenso Quest-Geber. Ähnlich zu „Starbound“ ist das Hauptziel, das Raumschiff wieder tüchtig zu machen. Hierfür benötigt der Spieler spezielle Energiezellen, die das Schiff antreiben sollen. Da die vorhandene Ausrüstung sehr spärlich ausfällt, muss der Spieler von null beginnen und durch das Sammeln von Ressourcen, deren Verfeinerung und schließlich durch das Fertigen der benötigten Materialien sein Ziel erreichen. Das grundsätzliche Prinzip der Vorgehensweise wird ersichtlich: Beschaffe Ressource A, verfeinere diese zu B und fertige daraus C. Der vierte und ausschlaggebende Schritt ist das Kombinieren oder Verbindungen von C und C, sodass D resultiert. Dieses Prinzip ist skalierbar und rechtfertigt damit die Komplexität, denn weitere Schritte müssen erledigt werden, um das gewünschte Resultat zu erlangen.

Minicology
Iceberg Interactive, 2023

Diesen sogenannten „Gameplay-Loop“ wiederholt der Spieler ad infinitum und kann dabei seiner Kreativität freien Lauf lassen und sich bis zum Herr über das Wetter hocharbeiten. Nebenbei muss der Spieler auf die Lebens- und Hungeranzeige achten, die ebenfalls einer eigenen Ökologie bedarf, welche es zu bewirtschaften gilt. Zudem befinden sich auf dem Planeten unterschiedliche Gegnertypen, vor denen sich der Spieler verteidigen muss. Dabei sind Minibosse nicht ausgelassen. Diese locken mit verführerischem Loot, der wichtige Teile zur Reparatur des Schiffes, Waffen oder Bauteile zur Erweiterung der Produktionskette bewacht.

Entgegen der meist altbewährten und bisweilen schier abgenutzten Pixelgrafik, auf die viele Indie Spiele mechanischer Komplexität zurückgreifen, schafft „Minicology“ eine eigene stilisierte Grafik. Einflüsse von der Zeichentrick Serie „Adventure Time“ (Cartoon Network Studios, 2010) sind zu erahnen. Besonders bei der Lokomotionsanimation des Charakters mit den weit ausholenden großen Schritten, die beinah karikaturistisch wirken, lässt sich eine Inspiration herleiten.

Durch die einfach gehaltenen Texturen und Icons verliert sich das Auge selten und mit passenden Lichteffekten sieht die Welt von „Minicology“ stimmig aus. Eine besonders atmosphärische Stimmung tritt mit dem nächtlichen Sternhagel auf, die mit einem gelblichen Schein auf der Oberfläche abprallen und die es für den Spieler zu fangen gilt. Generell erschafft das Spiel ein knuddeliges, charmantes Flair, das durch das „schmatzige“ Sound-Design unterstrichen wird. Es wird unmissverständlich, weil multisensorisch klargestellt, auf welche Art von Spiel der Spieler sich einlässt. Die dahinterstehende emotionale Empfindung ist „Gemütlichkeit“.

„Minicology“ soll ein Stück weit komfortabel sein und punktuell fordernde Erlebnisse bieten. Das grafische Design ist aber nicht nur immersiv, sondern es bricht bedeutsame Mechaniken auf simple Metaphern herunter. Ein Beispiel dafür sind die riesigen Regentropfen, die größer sind als der Charakter selbst und nicht nur sinnbildlich für Regen stehen, sondern eine klare mechanische Auswirkung auf die Umwelt haben. Ein Regentropfen bewässert x Erdblöcke. Das bedeutet, dass der Spieler schnell ein Verständnis für die Mechaniken „Regen und Bewässerung“ bekommt.

Minicology
Iceberg Interactive, 2023

Dass „Minicology“ ein Herzensprojekt ist, in dem viele persönliche Einflüsse von Isaac Denner zu spüren sind, dürfte selbstverständlich sein. Allein die Tatsache, dass eine Person allein sich die Aufgabe einer gesamten Videospielentwicklung aufhalst, ist Beleg genug. Dem Konzept zu folgen, Miniplaneten und deren Physik per Code zu entwickeln, ist eine programmatische Meisterleistung und bedarf mathematischer Finesse. Sich allein der Aufgabe zu stellen, ein mechanisch tiefgehendes Spiel zu programmieren, ist bemerkenswert. Erstaunlich ist ebenso, dass die Demo bereits umfangreiche Einstellungen hat, an denen rumgeschraubt werden kann und zeitgleich ohne großen Ruckler oder Abstürze zu spielen war. Bis auf kleine Ungereimtheiten, wie zum Beispiel das manchmal ungenaue Abbauen von Rohstoffen und Gegenständen aufgrund einer zu großen Cursor-Grafik, war das Anspielen eine problemlose Erfahrung, ohne technische Schwierigkeiten.

Die minutiöse Arbeit seiner Entwicklung an einem subjektiv empfundenen Mammutprojekt wie dieses, mit sorgfältig durchdachten, ineinandergreifenden Mechaniken repräsentiert seine Leidenschaft für Videospiele und spiegelt sogar einen Teil seiner Persönlichkeit wider. Die „Minicology“ Demo ist in sich schlüssig und zeigt eine klare Kostprobe des fertigen Spiels. Die „Closed Beta“ erhält stetig Updates, wobei allein im Oktober drei reguläre Updates und ein kleiner Änderungs-Patch erschienen sind.

Cookies! Diese Seite verwendet Cookies zur Darstellung und für Funktionen aller angebotenen Inhalte. Bevor es weitergeht, stelle bitte alles nach deinen Wünschen ein. Nutzt du hingegen diese Website einfach ohne selbst zu konfigurieren weiter, erklärst du dich mit den gesetzten Einstellungen einverstanden. Ausführliche Informationen und Hinweise sind unter Datenschutz beziehungsweise im Impressum nachlesbar.

Datenschutzeinstellungen

Einige Cookies sind essenziell und können nicht deaktiviert werden. Ohne diese würde die Webseite zu keinem Zeitpunkt funktionieren. Andere hingegen helfen zwar zur Optimierung, können allerdings nachstehend per Klick aktiviert oder deaktiviert werden.

Notwendig

Notwendige Cookies können nicht konfiguriert werden. Sie sind notwendig, damit diese Webseite überhaupt angezeigt werden kann.

Schriftgrößen

Konfiguriere, ob die Option zur Änderung der Schriftgröße auf Artikelseiten gegeben sein soll oder nicht.

Details

Cookies sind kleine Textdateien, die von Webseiten verwendet werden, um die Benutzererfahrung effizienter zu gestalten. Laut Gesetz können Cookies auf deinem Gerät gespeichert werden, wenn diese für den Betrieb dieser Seite unbedingt notwendig sind. Für alle anderen Cookie-Typen kann deine Erlaubnis gegeben oder entzogen werden.

Notwendige Cookies

Name Anbieter Zweck Ablauf Typ
PHPSESSID Pixelwarte Dieses Cookie ermöglicht es, die Onlineaktivitäten einer einzelnen Browser-Sitzung bzw. einen Nutzer eindeutig zuordnen. Sitzungsende HTTP
cookieApprovement Pixelwarte Speichert, ob der Nutzer den Konfigurationsprozess der Cookies bereits abgeschlossen hat oder nicht. 30 Tage HTML
cookieColorMode Pixelwarte Hiermit wird gesteuert, in welcher Farbpalette die Inhalte der Webseite angezeigt werden. Ohne dieses Cookie würde nichts sichtbar sein. 30 Tage HTML
cookieFontSizeApprovement Pixelwarte Speichert, ob der Nutzer generell die Schriftgrößenfunktion nutzen möchte oder nicht. 30 Tage HTML
cookiePrivacyTwitter Pixelwarte Speichert, ob nach Wunsch des Besuchers Twitterinhalte automatisch angezeigt werden sollen. Sitzungsende HTML

Artikelfunktionen

Name Anbieter Zweck Ablauf Typ
cookieFontSize Pixelwarte Hiermit wird gesteuert, in welcher Schriftgröße die Inhalte der Webseite angezeigt werden. Dieses Cookie wird erstellt, sobald eine Änderung der Standardschriftgröße vom Besucher der Webseite initiiert wird. 30 Tage HTML

Ausführliche Informationen und Hinweise zum Datenschutz, Impressum