Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, wo ich als kleiner Bub - mal mehr oder minder erfolgreich, mich im Finden der kleinen weißen Maus in den Wimmelbildern der Zeitschrift Brigitte mit meinem Bruder maß. Und genau das ist „Sophia the Traveler“: ein Wimmelbild in Form eines lebendig gewordenen Games.
Das Spiel handelt von der Reise Sophias nach Venedig. Hierbei müssen die Spieler in zehn verschiedenen Levels, nicht etwa einen Gegenstand, sondern gleich mehrere finden. Dabei werden die zu findenden Objekte - ob Knochen, Tagebuch oder eine schlafende Katze - auf immer größer werdenden Landschaften versteckt. Nebenbei läuft ein Timer von sechs Minuten ab. Nach Ablauf der Zeit erhalten die Spieler als Hilfestellung eine Lupe, mit der sie sich den nächsten Gegenstand anzeigen lassen können. Die Prämisse ist also sehr simpel, jedoch hört sich das leichter an, als es ist!
Entgegen dem Wimmelbild in der Brigitte, wo es nur darum geht, eine kleine, weiße Maus ausfindig zu machen, muss man bei „Sophia the Traveler“ sprichwörtlich hinter verschlossene Fenster und Türen schauen. Ob hinter einem Busch, im Baum oder in einer Schublade, geradezu überall können Gegenstände und Charaktere versteckt sein. Für jeden Wimmelbild-Liebhaber eine würdige Herausforderung.
Entwickelt wird „Sophia the Traveler“ von einem chinesischen Ehepaar, das zur Zeit der Pandemie und der lange anhaltenden Ausgangssperren eine neue Beschäftigung brauchte. So begann der Ehemann, liebliche Zeichnungen anzufertigen, wobei die Ehefrau für das Programmatische zuständig ist. Gemeinsam gründeten sie das Studio „Memo Gogo“ und wurden bald von dem chinesischen Publisher „Thermite Games“ unter Vertrag genommen.
Als ich das Spiel auf der Gamescom 2023 anspielen durfte, hatte ich noch wenig Schwierigkeiten im ersten Level. Doch schon im zweiten und dritten Level fand ich mich unter jedem Stein, hinter jeder Ecke und verschlossenen Tür mehrmals nachzuschauen und dennoch nichts zu finden. Ebenso laden die verschiedenen Landschaften und Orte zum Entdecken und Erkunden ein, da sich überall kleine Handlungen abspielen und einen in die gelungene Welt hineinziehen lassen.
Ich persönlich habe nicht die Geduld mich stundenlang auf die Suche zu begeben und ziehe persönlich eine andere Spiele-Erfahrung vor. Trotzdem hatte ich in den dreißig Minuten Spaß beim Anspielen und sehe auf jeden Fall ein großes Potenzial für ein Spiel, zu dem man immer wieder zurückkehren kann, um weitere Dinge zu entdecken. Ebenso schafft „Memo Gogo“ ein Grundgerüst, auf das sich ganz einfach aufbauen lässt und viele weitere Level, wie auch Spielmodi, entwickeln lassen können.
Insgesamt birgt „Sophia the Traveler“ eine gelungene Spielerfahrung und überzeugt mit seinem Charme und Fülle an Details, die einen erstaunen lassen, wenn man bedenkt, dass alles händisch gezeichnet wurde. Definitiv spürt man die Liebe und Passion, die in dieses Projekt fließt. Allein dafür ist es schon einen Blick wert und ich kann es guten Gewissens jedem Puzzle- und Wimmelbild-Liebhaber ans Herz legen.