Monster Hunter: World Größe allein garantiert keinen Erfolg

Hannes Letsch7 Minuten Lesezeit

Übersicht
Capcom, 2017

Um Missverständnissen entgegenzuwirken: 15 Jahre Entwicklung und Erweiterung einer Spielidee ist gewiss nicht Beweis genug, um nachvollziehbar sagen zu können, dass jedes bisher veröffentliche „Monster Hunter“ Spiel unreif oder gar schlecht war. Die verschiedenen Auskopplungen waren immer wohlüberlegt, das heißt mit vollumfänglicher Rücksicht auf die Möglichkeiten der entsprechenden Konsole entwickelt worden, funktionierten dementsprechend tadellos und sammelten über die Jahre verdient eine wachsende Anzahl an Begeisterten, die das Spielkonzept schätzten. Seit einiger Zeit bleiben immer wieder les- oder hörbare Forderungen, Capcom möge doch endlich ein Machtwort sprechen, sodass das viel besprochene „Monster Hunter Online“ (Tencent, 2013) endlich auch in der westlichen Welt zur Verfügung steht, ungehört. Diese Beobachtung lässt einen interessanten und wichtigen Schluss zu: Offensichtlich gibt es nach eineinhalb Jahrzehnten immer noch genug Spieler, die das Universum, das „Monster Hunter“ verkörpert, erkunden wollen und noch viel wichtiger: Die Spitze der bestmöglichen Immersion ist nach Auffassung der Fordernden immer noch nicht zufriedenstellend erreicht, denn wenn „Monster Hunter Online“ eines kann, dann ist es visuell und auditiv zu überzeugen. Die Spielformel an sich wurde jedenfalls nicht derart fundamental verändert, als dass man dies zum Grund aller Forderungen nehmen könnte. Mit „Monster Hunter World“, so Producer Ryozo Tsujimoto und Game Director Yuya Tokuda, kehrt man auf die „Heimkonsole“, die Playstation, zurück, um den Bitten der Interessenten endgültig nachzukommen.

Monster Hunter: World | Trailer E3 2017
Capcom, YouTube, 2017

Intakter Kern: Kaum große Experimente

Zum Entwicklungsstart war noch nicht mit absoluter Sicherheit abzusehen, dass sich das Konzept „Open World“ zu einem der (wirtschaftlich) erfolgreichsten Spielkonzepte aufschwingen würde. Insbesondere die Größe der vorgestellten Welten wurde als herausragende Eigenschaft angepriesen, sodass sich sogar einige Magazine daran versuchten, die Weltengrößen der verschiedenen Spiele in Kilometereinheiten miteinander zu vergleichen, immer stets im Gedanken, dass „größer“ ein Synonym für „besser“ sei. Vergessen wurde dabei sowohl seitens der jeweiligen Entwicklerteams als auch der Journalisten, dass mit jedem Quadratmeter an mehr Kartenfläche die Ausgestaltung komplexer und aufwändiger wird. Viele dieser riesigen Welten blieben hohl, das heißt sie verkamen zu besseren Bildschirmschonern, die man mit dem linken Controller-Stick oder einigen, wenigen Tasten auf der Tastatur im dargestellten Bild verändern konnte. Ob es nun Zufall oder Absicht war, die Entwickler um Yuya Tokuda verfielen nicht dem gleichen Trend, sondern verharren auf dem Konzept verschiedener Karten beziehungsweise Habitate, die sie detailreich und erstmalig auf einem hohen leistungstechnischen Niveau ausgestalten können.

Capcom, 2017

Die in „Monster Hunter Online“ bereits funktionierende Langspielmotivation, die aus einer Mischung des für die gesamte Spielereihe typischen sozialen Miteinanders und dem neuen, ständigen Einwerfen zeit(un)limitierter Erweiterungen besteht, ist ebenfalls eine willkommene Neuerung, die in den vorherigen Spielen allein aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht möglich war. So auch der im Spieltitel verankerter Hinweis „World“, dass erstmals global zusammengespielt werden kann: Entweder kooperativ in bis zu vier Jäger starken Gruppen oder zur Hilfe gerufen in einer bereits gestarteten Einzelspielerinstanz. Das Zerfasern der Spielerschaft innerhalb einer Plattform ist somit vom Tisch, die verschiedenen Konsolen begegnen sich – wie in jedem Videospiel bisher – aber auch hier nicht online.

Szenario und Spielidee: Das leichte aber kontrollierte Wackeln

Das altbekannte, sandliebende Barroth ist auch im neuesten Monster Hunter integriert.
Capcom, 2017

In der Rolle eines Unkundigen erforscht man als Jäger einen neu entdeckten Kontinent, der von kleinen wie gigantischen Kreaturen bewohnt wird. Eine etwas seltsame Herangehensweise einer „Monster Hunter“ Geschichte, im Zuge der tatsächlichen Biologiehistorie allerdings durchaus denkbar: Man entdeckt, studiert und jagt für die Wissenschaft! Die üppige Flora und gefährliche Fauna soll leichter denn je für Erfahrene wie auch Neulinge zugänglich sein. Das mag bezüglich der Steuerung und den eingebauten, bisher verbesserten und nicht mehr den Spielfluss störenden Tutorialhinweisen stimmen, nichtsdestotrotz ist zu bezweifeln, ob jeder aus den insgesamt 14 verschiedene Waffengattungen, Fallen, Tränken und zahlreiche Rüstungstypen für jede Jagd sofort die passende Kombination finden wird, zumal jede Waffe in typischer „Monster Hunter“ Manier auch noch in verschiedene Richtungen verbessert werden kann und brandneue Monster ins Spiel integriert werden.

Neu im Spiel ist das Kulu-Ya-Ku
Capcom, 2017

Die Kämpfe selbst können wie gewohnt zu wahren Odysseen ausarten, denn die gigantischen Gejagten rennen nicht nur einfach davon, sondern wehren sich bis zum Schluss mit ihren riesigen Kiefern, Klauen und Hörnern und suchen ihren Vorteil in der ihr vertrauten Umgebung, egal ob zu Wasser, zu Land oder in der Luft. Dabei solle, so das Ziel der Entwickler, jedes Monster eine eigene „Personalität“ besitzen, die den Kampf diktiert, weil sie unterschiedliche Jagdstrategien zwingend fordern soll. Das Anspielen auf der Gamescom gab erste Hinweise, dass die Vorgaben der Entwickler erfüllt sind. Es bleibt aber abzuwarten wie gewaltig die Unterschiede der verschiedenen Monster ausfallen werden.

Why u westernize?

Im Vergleich zu den bereits veröffentlichen Titeln, versucht sich „Monster Hunter World“ abzugrenzen, in dem es neue Wege versucht zu beschreiten, die nicht den Spielkern betreffen. Für Neulinge womöglich gar nicht bedeutend, schlug einem gewissen Prozentsatz das bereits gezeigte Bildmaterial sauer auf. Es steht bisweilen der Vorwurf im Raum, dass das Spiel zu sehr vereinfacht wird und eine kulturelle Überarbeitungen spendiert bekommt, die der Atmosphäre nicht guttun würde: Westernizing.

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Die grundsätzliche Dämonisierung aller Neuerungen und die damit verbundene Infragestellung, ob das gezeigte Spiel den Titel „Monster Hunter“ verdient hätte, ist Teil einer Bewegung, die beispielsweise auch „Zelda: Breath of the Wild“ (Nintendo, 2017) ereilt hatte. Den Ansichten ist per se nicht viel abzugewinnen, zumal im Falle des genannten Beispiels und anderen die gleichen Stimmen nach Veröffentlichung sofort verstummten, weil die Befürchtungen eines kompletten Verwerfens der bekannten Spielformel nicht eintraten. An eine „Verwestlichung“ des Spiels ist nachdem, was auf der Gamescom 2017 gezeigt wurde, nicht zu denken, dabei die Definition des Begriffs nicht einmal unter denen, die es vertreten, wirklich geklärt ist.

Neben der Tatsache, dass die typische Gigantomanie im Spiel weiterhin existiert, erlauben die rechenstärkeren PS4 und Xbox One Konsolen eine Vielzahl weiterer Jagdmethoden, die über das Fallenstellen hinausgehen. Das Nutzen der Umgebung, indem man beispielsweise Geröll oder gar Wassermassen auf das zu jagende Monster loslässt, sind offensichtliche Ergänzungen, die zwar nicht innovativ sind aber sich als Spielmechanik bewährt haben. Die verbundenen Erweiterungen der Komplexität eines Ökosystems sind nur zu begrüßen. Die nutzbaren Kundschafterfliegen, die dem Spieler Sammelbares und die Fährte des Gejagten aufzeigen, sind zwar eine erhebliche Spielerleichterung, allerdings im Wirrwarr eines optisch undurchsichtigen, überladenen Dschungels oder einer verwirrend großen Spielkarte mit mehreren Ebenen von Nöten. Das Erlegen oder Fangen des Monsters ist immer noch untrennbar mit dem Können des Spielers verbunden. Der Funke Wahrheit in den überzogenen Sorgen ist allerdings nicht zu verkennen, denn jede Neuerung verlangt eine sinnige Integration in das bestehende Spielgeschehen. Ob und inwiefern die Größe des Spiels, das heißt die dahinterstehenden Spielmechaniken in ihrer Wechselwirkung den Entwicklern zum Verhängnis werden, kann zum jetzigen Zeitpunkt nach wenigen Minuten Spielzeit nicht eingeschätzt werden.

Capcom, 2017

So platt es klingen mag, „Monster Hunter Online“ gab einen ersten Vorgeschmack darauf, wie optisch einladend, spannend und vielseitige eine Mixtur aus 200 Millionen Jahren Erdengeschichte, gemischt mit einer ordentlichen Portion japanischer Fantasie sein kann. Es wird Zeit, dass „Monster Hunter“ nicht nur in China, sondern global das letzte Segment auffrischt, das bisher einiges an Atmosphäre zurückhielt und manch einem Spieler sogar zu sehr störte. Der Detailreichtum und die optisch beeindruckenden Bilder überzeugten beim ersten Anspielen des neuesten Titels. Es bestätigte eine Vermutung, die sich seit dem Umzug auf Nintendos Konsolen langsam aber sicher einschlich: Weder die Geschichte, noch die Mehrspieleraspekte oder gar die verschiedenen Spielmechaniken und -systeme waren ein wirkliches Manko. Einzig das, was ansonsten Triple-A Produktionen immer zu aller erst liefern können, wird nun erst auch „Monster Hunter“ zu teil, die Grafik.

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